Sonntag, Juli 24, 2005

reinebriggen


kein norwegen-führer kommt ohne ein foto der aussicht vom reinebriggen hinunter gen westen über den kirchfjord aus. legendäres panorama. zu sehen, bei fitter konstitution, in etwa einer stunde von null auf weit über 400 höhenmeter. tief eingetrampelt ist der pfad zum aussichtspunkt. nur bei trockener witterung ratsam, da sich der weg sonst in einen unpassierbaren schlammbach verwandelt. wanderstöcke werden empfohlen, ebenso wie festes schuhwerk.
unser skipper hat die tour schon am vormittag gemacht, nach sehr kurzer nacht. ganz einsamer-wolf-mäßig. steil, sehr steil sei sie, sagt er, als er wieder unten ist, aber machbar. mir steckt noch eine grenzerfahrung am berg von vor zwei tagen in den gliedern und ich bin mir nicht sicher, ob ich es wagen will. aber die "schönste aussicht norwegens", wie einer unserer reiseführer schreibt, will ich mir nicht entgehen lassen, zumal keine wolke die aussicht trüben wird.
nach einem drittel - da haben wir die maximale steigung von 70 % noch nicht angefangen - verfluchen wir den skipper und fragen uns, wie wir wieder runterkommen sollen. wir schieben das problem auf, indem wir weiter klettern. menschen, die uns absteigend entgegen kommen, schweben fast mit leicht beschwingten gesichtern. das hilft, die letzten fünfzig höhenmeter noch eben zu überstehen. nach insgesamt etwa einer stunde - wie's der reiseführer schrieb - entschädigt uns die aussicht dann selbst. auch die vielen bilder, die wir von dem panorama schon gesehen haben, können den eindruck nicht schmälern. eine ganze weile in die ferne gucken. unter uns liegt reine am fuße einer steilen felswand, sogar unser schiff können wir sehen. nach westen schiebt sich der kirchfjord durch die lofotwand bis fast zum nordatlantik. im nordnordosten verschmelzen am horizont die lofoten mit der kontinentalen westküste. und im süden sehen wir, was wir schon hinter uns gebracht haben. runter ist dann doch gar nicht so problematisch wie gedacht. wir rutschen zwar mehr auf dem hintern als dass wir aufrecht gehen und klammern uns mit den händen im heidekraut fest, aber das ist deutlich lässiger für die gelenke. pünktlich zum abendessen stehen wir wieder an bord. geschafft, verdreckt, aber auch tief beeindruckt. auf unsere matte kritik (wir hätten tot sein können) an seiner wegbeschreibung entgegnet der skipper: "wieso, ich hab doch gesagt sehr steil, aber machbar.", während er den steinbeißer der pfanne übergibt.